Heilbronner Stimme vom 30.05.2000

Ohne Ende

Andreas Sommer Kommentar

"Corpus Christi " und kein Ende: Die Heilbronner Inszenierung des Stücks von Terrence McNally, in dem die Geschichte Jesu im Homosexuellen-Milieu nachgespielt wird, sorgt nun auch in anderen Städten gehörig für Aufruhr.

Karlsruhe und Ulm haben das Heilbronner Ensemble wieder ausgeladen. Der Ulmer Intendant Ansgar Haag begründet seine Entscheidung unter dem Druck der CDU-Gemeinderatsfraktion, er wolle der Stadt eine langwierige und unerfreuliche Diskussion ersparen.

Nun weht ihm der Gegenwind kräftig ins Gesicht. Die Lokalpresse bescheinigt dem Intendanten Unfähigkeit für den Posten, die Ulmer SPD-Fraktion fordert gar die fristlose Entlassung Haags.

Dass das Grundrecht der Kunstfreiheit und der Schutz des religiösen Empfindens in Widerspruch stehen können, ist nichts Neues. Unterschiedliche Meinungen müssen diskutiert werden.

Das macht eine lebendige Demokratie aus. Die militanten Gegner aber wollen nicht diskutieren, sondern das fromme, teilweise geschmacklose, aber nie gotteslästerliche Stück mit allen Mitteln an jedem Ort verhindern.

Dass sich Karlsruhe und Ulm dem Druck gebeugt haben, ist ein Schlag für die Meinungs- und Kunstfreiheit. Weimar und Kassel springen ein, weitere Theater folgen.

Eine Tournee wider Willen, die aufzeigen wird, ob demokratische Streitkultur oder dumpfe Racheinstinkte obsiegen.