Heilbronner Stimme vom 19.07.2000

Abgeordnete fordern Stopp

CDU/CSU zu "Corpus Christi"

Keine weiteren Aufführungen des Theaterstücks "Corpus Christi" - das haben 40 CDU/CSU-Abgeordnete des Deutschen Bundestags und des Europäischen Parlaments gefordert, von denen kaum einer das Stück kennt.

In "Corpus Christi" werde "die Achtung aller Christen in unflätiger, primitiver Weise mit Füßen getreten, wie es schlimmer nicht sein kann", heißt es in einem gestern veröffentlichten Offenen Brief der Abgeordneten unter anderem an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann. Zu den Unterzeichnern gehören auch der frühere Gesundheitsminister Horst Seehofer und Ex-Postminister Wolfgang Bötsch.

Das Stück "Corpus Christi" des US-Autors Terrence McNally war als Gastspiel des Theaters Heilbronns unter teils massiven Protesten bereits in mehreren deutschen Städten zu sehen. In dem Stück stellt der Pulitzer-Preisträger McNally Jesus und seine Jünger als Homosexuelle dar.

Heute soll das Stück in Freiburg, wo bereits am Wochenende Anhänger und Gegner der Inszenierung demonstrierten, aufgeführt werden.

"Wir dürfen uns nicht in den Schmollwinkel zurückziehen und das öffentliche Feld den selbst ernannten Verteidigern der künstlerischen Freiheit überlassen", heißt es in dem Brief. "Das In-den-Schmutz-Ziehen, Verunglimpfen anderer - vor allem einer Religion gehört nicht zum Mittel der Kunst."

Die Abgeordneten schlagen sich damit auf die Seite von Winfried Pietrek, Pfarrer und Aktivist der Rechts-außen-Partei Christlich Mitte, der seit Monaten auf einem Kreuzzug gegen "Corpus Christi" unterwegs ist. Pietrek rief in allen Gastspielstädten des Heilbronner Theaters zu Demonstrationen auf, fand dabei aber zunehmend weniger Anhänger.

(lsw/gro)