Heilbronner Stimme vom 24.07.2000

Klaus Wagners Offener Brief

" Corpus Christi"-Streit geht weiter

Auch nach dem letzten Vorhang hört die Auseinandersetzung über das umstrittene Theaterstück "Corpus Christi" von Terrence McNally nicht auf: Der Intendant des Heilbronner Stadttheaters, Klaus Wagner, hat nun mehreren Bundestagsabgeordneten vorgeworfen, sie hätten sich mit ihrem Protest gegen das Stück "vor den Karren faschistoider Kreise spannen lassen".

In einem am Sonntag veröffentlichten Brief an 40 CDU/CSU-Abgeordnete des Deutschen Bundestages und des Europäischen Parlaments heißt es weiter: "Sie alle übernehmen ungeprüft denunziatorische Erklärungen und machen sich auf diese Weise zum Handlanger dubioser Figuren ". Eine derartige Unterstützung "demagogischer Bestrebungen ist verantwortlicher Politiker und einer christlichen Volkspartei unwürdig ", kritisiert Theaterchef Wagner.

In einem Offenen Brief unter anderen an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, sowie an mehrere Ministerpräsidenten hatten die Mandatsträger einen Aufführungsstopp von "Corpus Christi" gefordert. In dem Stück werde "die Achtung aller Christen in unflätiger, primitiver Weise mit Füßen getreten, wie es schlimmer nicht sein kann ", heißt es unter anderem in dem Schreiben, zu dessen Unterzeichnern auch der frühere Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) und Ex-Postminister Wolfgang Bötsch (CSU) gehören.

Das Stück "Corpus Christi" des US-Autors und Pulitzerpreisträgers Terrence McNally war als Gastspiel des Stadttheaters Heilbronn unter teils massiven Protesten zuletzt in mehreren deutschen Städten zu sehen. Nach insgesamt 31 Aufführungen in Heilbronn und auf anderen Bühnen wurde es in der vergangenen Woche vom Spielplan genommen.

(lsw) 24.07.2000